Ein Papierladen zum Verlieben

Wie Christine Kindermann ihren großen Traum vom eigenen Geschäft verwirklichte



In der Oberen Bachgasse 19, im Herzen der Regensburger Altstadt, finden Menschen mit einem Blick für schöne Dinge ein kleines Paradies. Im Schauhi warten liebevoll hergestellte Produkte auf kreative Kunden. Christine Kindermann hat diesen Ort geschaffen. Und so kam es dazu …


Die schmalen Gassen meiner Lieblingsstadt Regensburg laden mit ihren kleinen Geschäften jedes Mal aufs Neue zu einer Entdeckungstour ein. So freue ich mich sehr auf den Besuch im Papierladen Schauhi.

Christine Kindermann empfängt mich auf eine Art, die ich „liebenswert-chaotisch“ nennen würde. Denn an diesem Morgen ist sie allein im Laden und muss sich neben mir auch noch um ihre Kunden kümmern. Doch das bekommt sie super hin. Sie beginnt von ihrem Leben zu erzählen.
Die ausgebildete Bürokauffrau wurde sehr jung Mutter. Irgendwann merkte sie, dass sie am liebsten Beruf und Familie vereinen würde. Schon damals wollte sie sich ungern auf eine Sache beschränken, verrät sie mit einem sympathischen Lächeln. So arbeitete sie einige Jahre lang im Marketing bei der Stadt Regensburg und als Abteilungsleiterin an der Volkshochschule. Doch dann starb ihr Bruder, der älteste von fünf Geschwistern. Um diesen Verlust verarbeiten zu können, machte sie ein Sabbatical. Während der Auszeit gründete sie einen Spieleverlag. Doch Christine Kindermanns Traum war es, einen Postkartenladen zu eröffnen. Als sie mit einer sehr guten Freundin in einem Lokal saß, sagte diese plötzlich: „Schau hi“. Und Christine Kindermann meinte: „Sehr bayrisch“. Doch der Name gefiel ihr so gut, dass sie beschloss, ein Geschäft zu eröffnen, das diesen Namen tragen sollte. Sofort beauftragte sie eine Grafikerin, ein Logo für den Laden zu entwerfen. Sie fand die Räume in der Oberen Bachgasse und richtete sie mit Hingabe und Sorgfalt ein. „Schauhi“ war geboren.

Seitdem findet man bei ihr viele erlesene und persönlich ausgewählte regionale, aber auch internationale Produkte. Der Name „Schauhi“ passt perfekt in ihr Konzept: „Bei Papier muss man genau hinschauen, denn Papier ist nicht gleich Papier“, erklärt sie mir. Man braucht für jeden Stift das richtige Papier. Christine Kindermann zeigt mir Kalenderpapier aus Japan, auf dessen rauer Seite man sehr gut mit Füller schreiben kann, obwohl das Papier so dünn ist.


In vier liebevoll eingerichteten Räumen entdecke ich ein wunderschönes Detail nach dem anderen und verliebe mich sofort in den Laden. Christine Kindermann zeigt immer wieder auf verschiedene Produkte: Dies kommt aus einem Familienbetrieb, jenes wurde von einem Ehepaar gemacht … Christine Kindermann weiß, woher ihre Papiersachen kommen und wer sie gemacht hat. Sie kann mir zu jedem eine Geschichte erzählen. Sie liebt Papiere, Stifte und alles, was eine Typografie hat. Sogar kompostierbares Mais- und Bambusgeschirr verkauft sie. Denn auch Nachhaltigkeit bedeutet ihr viel.


Ihr Geschäft und ihre Produkte sind einzigartig. „Es ist mir wichtig, kein Einzelkämpfer zu sein, aber dieses Blümchen braucht viel Pflege“, erzählt sie mir. Sie mag ungern Konkurrenz oder Preiswettkämpfe, viel lieber hat sie das Miteinander.

Kalligrafen sind bei ihr gut aufgehoben: Christine Kindermann hat Kalligrafie-Stifte, Federhalter, Pinsel, Tinten und Tuschen in unterschiedlichsten Farben. Auch Handletterer werden im Schauhi gut bedient. Mit verschiedenen Abstufungen zertifiziertes Papier, Klappkarten, Stanzer, Etiketten zum Verzieren und vieles mehr.


Zum Schluss präsentiert sie mir noch ihre Lieblingsprodukte: ein Mäppchen von Sonnenklar, einen Block der schwedischen Firma Pappersbruk und ihre geliebten Kaweco Füller. Christine Kindermann gibt noch eine Botschaft mit: „Schreiben und Kalligrafieren ist gut für die Seele, weil man sich Zeit nimmt und sich auf eine Sache konzentriert. Wenn Sie das machen, spricht das für Sie als Mensch.“ Also ich habe mich schon in den Laden verliebt, und Sie?


Über die Autorin:
Kathrin Lechl

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